Jerzy Łuczak - Rezensionen

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Raum des Geheimnisses (Maciej MAZUREK)

Jerzy Łuczak ist pathetischer Künstler. Künstler, für den die in einem Kunstwerk verzauberte Gefühlsordnung etwas mehr wertvolles als konzeptuelle Idee ist. Das Kunstwerk sollte in erster Linie auf Emotionen wirken und erst an zweiter Stelle auf das Alles einordnende Verstand. Das Kunstwerk sollte metaphysische Sehnsüchte erwecken. Und es sollte schön sein. Łuczak sucht nach heiligem Lebensraum, der parallel die Heimat und zugleich Bestimmung eines Menschen wäre. Für Viele ist dieses Programm tot. Für Viele ist Kunst nur Ware. Für Künstler wie Łuczak ist der Wert metaphysischen Erlebnisses nicht einschätzbar. Er begann sein Studium spät als er fast 40 war. Anderes Gewicht haben Entscheidungen eines Jugendlichen und ganz anderes eines reifen Mannes. Seine Diplomarbeit, die bei Galerie der Jesuiten zu sehen war, machte uns den Rang der Kunst, die wir im Bereich einer sakralen Kunst platzieren können, bewusst. Zeichnen zählt zu beliebtesten Ausdrucksformen des Künstlers. Łuczak schafft Werke im Grossformat, nutzt in seinen Recherchen Erfahrungen von Hokusai, japanischen Künstlers aus der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts. Hokusai machte auf einem seiner Werke ein Spiegelbild von einem Blatt und danach malte er den Frosch dazu. Anhand eines Spiegelbilds menschlichen Körpers genässt in der Farbe bezieht sich Łuczak auch an heidnische Anthropometrie von Ives Klein. Nicht ohne Bedeutung sind eigene Erfahrungen des Malers als Zeichners und Schildmachers. Zeichnen scheint dem impulsiven Charakter des Künstlers grössere Möglichkeiten des Kreierens zu geben, da Zeichnen flexibel ist und Fehler korrigieren lässt. Einmal gezeichnete Linie ist nicht entscheidend. Manchmal auch zufällige Kratzer der Oberfläche oder Fingerabduck eröffnen neue Raumlabyrinthe, die Ausdruck der Künstlerwelt sind. Wunderbarer Einklang zwischen „Barockform“ und Inhalt resultiert daraus, dass Łuczaks Werke nicht nur vorzüglich gemachte Zeichnungen sind, sondern auch Werke seiner inneren Vision und geistigen uns parallelen Welt werden. Für den Künstler ist die Frage des Lebens nach dem Tod, Wanderungen der Astralkörper nicht abstrakt. Łuczak verheimlicht übrigens seine christliche Weltanschauung nicht. Für gegenwertige moderne Weltanschauung muss solches Schaffen anachronistisch sein. Naive und dadurch eben auch so suggestive Visionen des Łuczaks, die den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse, schöne Jakobsleiter darstellen, berufen sich auf Träume eines Jungen von Macht der Gerechtigkeit. Wir hören keine Musik, aber zu uns kommt das Geigenkonzert von Johann Sebastian Bach, der die Sphärenmusik auf die Erde herbrachte. Es gibt in Łuczaks Werken leuchtende Klarheit. Weiss und schwarz sowie alle möglichen Graufarbtöne strahlen violett und gelb, schaffen mystische Aura, die an wunderbare Poesie von Jarosław Seifert „Konzert auf der Insel“ erinnert. Und wohl eben diese Assoziation mit Seifert ist nicht zufällig. Łuczak ist Mensch aus der Vorstadt. Er ist Handwerker, der jeden Tag in der Welt seines Gleichen lebt, für die Kunstmassstab ist Fotographien präzise nachzuzeichnen. Daher ist in Łuczaks Werken die Ausführungskunst von grossem Belang. Zugleich ist Łuczak raffinierter Künstler, der enthusiastisch jede Neuigkeit begrüsst. Er flüchtet vor formellen Experimenten nicht. Er verarbeitete Bilder alter Meister, indem er Photographien, Muster, Kopierer und PC nutzte (z.B. „Jesus vom Kreuz abgenommen“ von Roger van der Weyden). Dies war nur Vorbereitung zum vorzüglichen Zeichnungszyklus, die dank der Vorstellungskraft des Künstlers bewusst machen, dass realer Geheimnisraum besteht. Real unter der Bedingung, dass in der Kraft geistigen oder sensualistischen Erlebnisses und nicht im Verstand nach Wissen und Kunst zu suchen ist.

Galeria "Arkusza"
1994-11-01